Die Entwicklung des Sozialverhaltens von Deutschen Doggen
im Hundeauslaufgebiet


Auf dem Grunewaldsee im Februar 2012


Nach fast 20 Jahren Doggenzucht und Doggenausbildung hat sich als beste Variante für die Sozialisierung eines Doggenwelpen ein gut funktionierendes Hundeauslaufgebiet erwiesen. Unsere eigenen Doggenwelpen kommen in einem Berliner Hundeauslaufgebiet mit Hunden aller Rassen und Altersgruppen zusammen. Sie lernen dort Radfahrer, Kinderwagen, Rollstühle, Pferde, Jogger und Spaziergänger aller Art kennen. Problemhunde gibt es so gut wie nicht, da Halter mit Problemhunden dieses Auslaufgebiet nicht nutzen.
Ein Grund für das positive Umfeld ist das nicht geringe Risiko mit einer Anzeige konfrontiert zu werden.
Immerhin können ernsthaft aggressive Hunde dann sehr schnell vom Amtstierarzt als "gefährliche Hunde" eingestuft werden. Das bedeutet dann neben einem Bußgeld für Herrchen, Leinen- und Maulkorbzwang für den Hund.
Das Hundeauslaufgebiet am Berliner Grunewaldsee besitzt eine Größe von 800 ha und ist damit eines der größten Auslaufgebiete Europas. Dieses Auslaufgebiet soll bereits seit 1920 existieren. Die Sozialisierung von Hunden ohne Leine ist damit nicht neu. Es ist also keine Erfindung vereinsmüder, alternativer Hundehalter. Im Berliner Grunewald werden jahrzehntelange Erfahrungen von Hundeliebhaber zu Hundeliebhaber weitergegeben.
Als sehr nützlich hat es sich im Hundeauslaufgebiet erwiesen, dass man Rangordnungsrammeleien mit einem sehr jungen Doggenwelpen aus dem Wege gehen kann.

YouTube-Video     YouTube-Video

Durch Spazierengehen begrüßen sich die Hunde nur und checken sich kurz ab. Also Naso-Nasal-Kontakt und Ano-Genital-Kontrolle, dann geht es weiter mit Herrchen zum nächsten Abenteuer. Allein die Durchführung dieses Rituals zeigt wer das ranghöhere Tier ist. Der "Chef" kontrolliert, der einsichtige Hund läßt sich kontrollieren. Sicher spielt die Größe bei der Rangordnung eine wichtige Rolle, es gibt aber genügend kleine Hunde, die sich von der Körpergröße nicht beeindrucken lassen. Sollte die Rangordnung nicht sofort klar sein, legen beide Hunde in der Regel einen kurzen Sprint ein um eine körperliche Überlegenheit zu demonstrieren. Bewegungsfreudige, wesensstarke Deutsche Doggen geben bei solchen Wettbewerben keine schlechte Figur ab.
Besitzt Herrchen einen zweiten gut sozialisierten Hund, wird dieser vom Doggenwelpen als Bodyguard benutzt. Im Rudel lernt es sich eben wesentlich einfacher.
Ein Doggenwelpe lernt als erstes sich von anderen Hunderassen kontrollieren zu lassen. Erst später kontrolliert er selbst. Ausgewachsene Deutsche Doggen, die dieses Sozialverhalten nicht gelernt haben, sind immer ein Risiko in der Öffentlichkeit. Da hilft auch bestes Gehorsam nicht. Aus Angst wird, bei dichten fremden Kontakt mit der Schnauze, angegriffen.
Wir können mittlerweile völlig relaxt mit unserem Rudel von 3 Doggen durch den Grunewald gehen ohne befürchten zu müssen, dass es zu einer ernsten Auseinandersetzung mit anderen Hunden kommt. Durch Imponieren haben unsere Doggen gelernt klar zu machen, dass Größe nicht alles ist.
Natürlich spielt eine positive genetische Veranlagung eine Rolle. Der Hund lernt aber, wie der Wolf, im Rudel.
Zusammenfassend kann man sagen:
Ein gutes Rudel prägt positiv, ein schlechtes Rudel prägt negativ, kein Rudel - prägt ebenfalls negativ.
Erste Unterordnungsübungen im Sinne der klassischen Hundeausbildung kann man auch in einem Hundeauslaufgebiet erlernen. Dazu gehört ein Abruftraining, das sehr wichtig ist. Die Kommandos "Aus" oder "Stopp" können ebenfalls trainiert werden. Es sollte streng darauf geachtet werden, dass aus dem Spiel kein Raufen wird. Das heißt, auch wenn die junge Dogge nicht an der Leine ist, muss über ein Kommando oder über ein "Ablenkungsmanöver" eingegriffen werden.
Hat der Welpe seine Selbstsicherheit erlangt, wird mit dem eigentlichen Training der Unterordnung, insbesondere mit dem Laufen "bei Fuß", begonnen. Das erfolgt nicht im Hundeauslaufgebiet, sondern am besten mit Ablenkung unter Belastung in der Großstadt.

© by G.Dießel

Nachdruck und Übernahme, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.