Doggenzucht - Grundlagen

Gina vom Gehrensee

Züchten - Zuchtlinie - Zuchtwert - Zuchtziele - Selektion - Selektionserfolg
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Inzucht- Passer - Reinzucht - Kreuzung - Heterosis

 

Diese Seite dient u. a. der Klärung einiger Grundbegriffe aus der Tierzucht. Probleme auf Grund von Inzuchtdepression, die Bestimmungen über die Zucht mit gefleckten Deutschen Doggen u. ä. lassen sich nur durch die Anwendung einiger neuerer wissenschaftlicher Methoden in der Hundezucht lösen. Bei der Zusammenstellung der Begriffe ging es hauptsächlich um ihre Bedeutung für die Zucht von Deutschen Doggen.

Nicht selten werden wichtige Grundbegriffe aus der Zucht immer so ausgelegt, wie sie gerade gebraucht werden. Daran ändert scheinbar auch die zur Verfügung stehende Literatur nichts. Am offensichtlichsten wird das Problem am Begriff der Zuchtlinie. Fast jeder Züchter behauptet nur besonders wertvolle Zuchtlinien zu verpaaren. Oft ist es auch unerheblich, wenn die eigene "wertvolle Zuchtlinie" aufgegeben wird. Wenn die eigenen Verpaarungen fehlgeschlagen sind werden nicht selten von zahlungskräftigen Züchtern insbesondere gefleckte Ausstellungstiere angekauft um wieder im Ausstellungsring stehen zu können um das Image des eigenen Namens ständig zu pflegen. Der gute Name eines Zwingers wird auf Ausstellungen darüber hinaus auch dadurch erreicht, dass immer wieder die gleichen Zuchtrichter in Anspruch genommen werden. Auf diese Weise ist es nur eine Frage der Zeit wann der Titel eines Champion erreicht wird. Diese Praxis hat offensichtlich wenig mit Erbleistung zu tun. Insbesondere jungen Züchtern kann man nur empfehlen mehr auf die Passer zu achten und weniger dem Klang von Namen und Titeln zu verfallen. Titel werden nun einmal nicht vererbt. Titelträger können auch "Blender" sein. Das gilt besonders für Doggen, die nicht aus Linienzuchten stammen.

Gina vom Gehrensee

Die nachfolgenden Definitionen sollen Kommunikationsproblemen vorbeugen. Die Übernahme erfolgte mit ausdrücklichem Einverständnis von Herrn Prof. Dr. rer. nat. habil. Joachim Nitschmann für deutsche-doggen.de.

 

Züchten

Ausnutzung erblicher Variabilität durch Selektion u. Elternkombination zur Steigerung der Leistungserwartung von Haustieren in einer erwünschten Richtung.

Hüsing/Nitschmann 1993

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Zuchtlinie

 

Geschlossene Teilpopulation innerhalb der Rasse oder Population. Die Zuchtlinie wird unter Vermeidung enger Inzucht durch Selektion zur Nutzung nicht additiver Geneffekte (Heterosis) vorbereitet. Im Verlaufe des Züchtungsprozesses nimmt die Verwandtschaft der Angehörigen der Linie zu, während sie zwischen den Linien abnimmt. Bei einer mäßigen Inzucht ist es möglich, durch Selektion die Inzuchtdepression zu kompensieren, der Homozygotie (Nachlassen der Fruchtbarkeit) entgegenzuwirken und darüber hinaus auf additiv genetischer Basis (gleichsinnig-additive Genwirkung) noch einen Zuchtfortschritt zu erzielen.

Hüsing/Nitschmann 1993

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Selektion

Als natürliche Selektion wird die Auslese von Individuen als Reaktion auf die jeweils wirkenden Umweltfaktoren bezeichnet, die Individuen mit hoher Widerstandsfähigkeit u. Anpassungsfähigkeit unter entspr. Umweltbedingungen begünstigt.

Bei der künstlichen Selektion wird durch den Züchter eine gelenkte Auslese entsprechend den Parametern des Zuchtzieles der Population , dem das Individuum angehört, vorgenommen.

Hüsing/Nitschmann 1993

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Selektionserfolg

Differenz zwischen den Mittelwerten der Ausgangspopulation und der Nachkommenschaft der selektierten Eltern, wobei gleich bleibende Umweltverhältnisse vorausgesetzt werden.

Hüsing/Nitschmann 1993

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Zuchtziele

Festlegung über die Gesamtheit der gewünschten Eigenschaften ,die durch Züchtung erreicht werden sollen, als Richtschnur für die Selektion und Anpaarung .

Hüsing/Nitschmann 1993

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Zuchtwert

Mittlere genotypisch bedingte Leistung der unmittelbaren Nachkommen eines Tieres. Die Zuchtwertschätzung erfolgt auf Grund der Nachkommenprüfung.

Hüsing/Nitschmann 1993

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Zuchtverfahren

Durch den Menschen geplantes Zusammenwirken von Selektion, Elternkombination und Reproduktion in Populationen zur Erzielung von genetischen Fortschritt.

Hüsing/Nitschmann 93

Kreuzung

Zuchtverfahren, bei dem Individuen versch. Inzuchtlinien, Zuchtlinien, Rassen oder deren Kreuzungen gepaart werden. Die Kreuzung dient der Ausnutzung von Heterosis oder der Kombination von bestimmten Eigenschaften.

Hüsing/Nitschmann 93

Zuchtprogramm

Für die Züchtung von Haustieren verbindliche, zentrale Festlegung der Zuchtarbeit zur Realisierung der Zuchtziele.

Hüsing/Nitschmann 93

Zuchtstandard

Zentral bestätigte, verbindliche Festlegungen über die Terminologie des Züchtens und über die Durchführung der Zuchtarbeit.

Hüsing/Nitschmann 93

Mendelsche Regeln (nach G. Mendel 1865)

1. Uniformitätsgesetz

Kreuzt man zwei verschiedene reinerbige Individuen miteinander, so sind die Nachkommen in der F1-Generation untereinander alle gleich.

2. Spaltungsgesetz

Kreuzt man die Individuen der F1-Generation unter sich, so ist die F2-Generation in dem betreffenden Merkmal nicht gleich, sondern spaltet nach bestimmten Zahlenverhältnissen auf. Bei einer entsprechend großen Zahl von Versuchen ergibt sich ein Zahlenverhältnis in der F2-Generation im Genotyp von 1:2:1 und im Phänotyp von 3:1 beim dominant-rezessiven, von 1:2:1 im intermediären Erbgang. Außerdem kann aus den beiden Gesetzen abgeleitet werden, dass beim intermediären Erbgang heterozygot veranlagte Individuen äußerlich erkennbar sind, während das beim dominant-rezessiven Erbgang nicht möglich ist.

3. Neukombination der Gene

Kreuzt man Individuen, die sich in zwei oder mehreren Allelen voneinander unterscheiden, so werden die einzelnen Allele unabhängig voneinander entsprechend den beiden ersten Mendelschen Gesetzen vererbt, so dass neue, bei den Eltern nicht vorhandene Gen- und damit Merkmalskombinationen (Neukombination) entstehen können.

Swarowsky 83

Dominanz

Bei der Vererbung zwischen den Allelen eines Merkmals auftretende (intragenische) Wirkungsweise, bei der im heterozygoten Genotyp die phänotypische Wirkung des rezessiven Allels durch das dominante Allel unterdrückt wird. (Mendelsche Regeln)

Hüsing/Nitschmann 93

F1-Generation

Abgekürzte Bezeichnung für die erste Nachkommengeneration.

Swarowsky 83

Phänotyp

Äußeres Erscheinungsbild, immer im Vergleich zum Standard zu beurteilen.

Swarowsky 83

Gen

An einer bestimmten Stelle (Locus) eines Chromosoms gelegener Teil des genetischen Materials (DNA), der einen Informationskomplex darstellt und sich durch spezifische Funktionen auszeichnet.

Hüsing/Nitschmann 93

Allel

Gleiche (AA) oder unterschiedliche (Aa) Zustandsformen eines Gens, die in homologen Chromosomen den gleichen Platz in der Kopplungsgruppe einnehmen.

Swarowsky 83

 

Heterosis

Der von Shull (1914) geprägte und definierte Begriff gilt als Abkürzung für " Stimulus der Heterozygotie". Unter Heterosis wird die genetisch bedingte Leistungsüberlegenheit von Kreuzungsprodukten gegenüber dem Ausgangsmaterial verstanden.

Hüsing/Nitschmann 93

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Heterozygotie

Besetzung eines Locus oder mehrerer Loci mit unterschiedlichen Allelen. (mischerbig)

Hüsing/Nitschmann 93

Allel

Gleiche oder unterschiedliche Zustandsformen eines Gens, die in homologen Chromosomen den gleichen Platz in der Kopplungsgruppe einnehmen.

Swarowsky 83

Homozygotie

Besetzung eines Locus oder mehrerer Loci mit gleichen Allelen. (reinerbig) Gegensatz: Heterozygotie (mischerbig)

Hüsing/Nitschmann 93

 

Inzucht

Paarung von Individuen, die miteinander näher verwandt sind als der Durchschnitt der Population, aus der sie hervorgehen. Die Wirkung der Inzucht besteht darin, dass sie von der Heterozygotie zur Homozygotie führt. Durch Inzucht können bestimmte Faktoren rein herausgezüchtet werden. Durch Inzucht können rezessiv vorhandene Faktoren sichtbar gemacht und ihre Träger von der Weiterzucht ausgeschlossen werden. Die Formen der Linien- u. Inzuchtlinienkreuzung zur Nutzung von Heterosis haben die Linienzucht bzw. die Inzucht zur Voraussetzung. Der negative Teil der Inzucht besteht darin, dass auch die leistungs- u. vitalitätsmindernden Anlagen homozygot werden. (Inzuchtdepression)

Hüsing/Nitschmann 93

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Inzuchtkoeffizient

Maß für den Grad der Inzucht eines Tieres oder einer Population. Bezeichnung für die Wahrscheinlichkeit, daß beide Allele eines Genortes herkunftsgleich sind.

Vollgeschwisterverpaarung: F=25%

Halbgeschwisterverpaarung: F=12.5%

Hüsing/Nitschmann 93

  • Inzestzucht (engste Inzucht)

Paarung von Tieren im 1. und 2. Verwandtschaftsgrad (Eltern X Kind, Geschwister, Großeltern X Enkel)

  • enge Inzucht (nahe Inzucht)

Paarung von Tieren im 3. und 4. Verwandtschaftsgrad (Onkel X Nichte, Vetter X Base)

  • mäßige Inzucht (weite Inzucht)

Paarung von Tieren im 5. und 6. Verwandtschaftsgrad

Swarowsky 83

Passer

Individuen von zwei oder mehreren Linien, die miteinander eine nachgewiesene Kombinationseignung besitzen. Die Manifestation des spez. Zuchtwertes zweier Eltern (oder Linien) in ihren Nachkommen wird als Passer-Effekt bezeichnet. Die Leistungsprüfung zur Ermittlung von Passern ist die Passerkontrolle; die Passer-Paarung ist die Paarung von Passern.

Hüsing/Nitschmann 93

Reinzucht

In der Tierzucht die Paarung von Individuen, die einer Rasse angehören, soweit die Paarungspartner nicht zu genetisch differenzierten Zuchtlinien gehören.

Reinzucht ist ein Verfahren, zur vorwiegenden Nutzung von additiven Genwirkungen das auch für den rationellen Einsatz von Mehrwegkreuzungen (Drei- u. Vierwegkreuzung) eine große Rolle spielt.

Wenn in einer geschlossenen Zucht die genotypische Varianz erschöpft ist (Plateaubildung), kann ein weiterer Zuchtfortschritt nur durch Einkreuzen von fremden genetischen Material (Migration) erreicht werden.

Hüsing/Nitschmann 93

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gleichsinnig additive Genwirkung

Intergenische Wirkungsweise, bei der sich die Wirkungen mehrerer Gene addieren, unabhängig von deren intragenischem (auf Dominanz u. Epistasie beruhendem) Verhalten.

Gleichsinnig additive Genwirkung ist eine Form der Polimerie, bei der sich gleichsinnige Gene ergänzen bzw. verstärken. Sie spielt bei der Vererbung der von zahlreichen Genen abhängigen quantitativen (Leistungs-) Merkmale die entscheidende Rolle.

Hüsing/Nitschmann 93