Europäische Doggenzucht


mit Berlin-Brandenburger Wurzeln
   Gina vom Gehrensee

Tradition bedeutet eine Weitergabe von Gepflogenheiten, Sitten oder Gebräuchen über Generationen. Auf die Doggenzucht übertragen bedeutet das die Übernahme, Pflege und Weiterentwicklung von Zuchtlinien engagierter Doggenzüchter früherer Generationen.

Beschäftigt man sich mit der Geschichte der Doggenzucht seit 1888 im Allgemeinen und mit der mitteldeutschen Doggenzucht im Konkreten, so kommt man nicht umhin zumindest in den letzten 80 Jahren zwei deutliche Brüche in der Kontinuität der Doggenzucht festzustellen.
Das war auf der einen Seite der zweite Weltkrieg, der einen Bruch des Zuchtgeschehens insgesamt zur Folge hatte und die innerdeutsche Wende im Jahre 1989 in deren Ergebnis nur wenige mitteldeutsche Doggenzuchten weitergeführt wurden.

Die Deutschen Doggen vom Gehrensee haben traditionelle Wurzeln, die sich bis in die 30er Jahre mitteldeutscher, aber auch Brandenburger Doggenzucht zurückführen lassen. Trotz gesellschaftlicher Umwälzungen wurde eine wertvolle Zuchtbasis nicht aufgegeben, sondern weiterentwickelt.

Gegenwart

Die jetzige Doggenzucht vom Gehrensee ist eine Harlekin-Reinzuchtlinie in Verbindung mit europäischen Zuchtlinien. Die Zucht und vor allem die Aufzucht wurde sehr stark von Berliner Tierschützern und Hundeliebhabern beeinflusst. Man kann, was die Entwicklung des Sozialverhaltens von Hunden anbetrifft, durchaus von einer eigenen Berliner Linie sprechen.

Das heißt, keine Massenzucht sondern nur wenige Zuchtdoggen mit Familienanbindung. Die Zuchtdoggen sind Begleithunde von denen erwartet wird, dass sie sich problemlos auch ohne Leine in Hundeauslaufgebieten mit allen Hunderassen vertragen. Eine ständige Zwingerhaltung wird abgelehnt, dafür wird sehr viel Wert auf Sozialisierung möglichst ohne Leine gelegt. Wesen, Vitalität und Gesundheit stehen höher im Kurs als Ausstellungstitel.
In Berlin entwickelte sich der Tierschutz zur Massenbewegung mit Auswirkungen auf die Politik und natürlich auch auf den einen oder anderen Züchter.

Vergangenheit

Die Linie vom Gehrensee ist aus der Zucht "von der Gigantengrotte" (Derwitz b. Potsdam) hervorgegangen. Im Zwinger "von der Gigantengrotte" wurde durch den Züchter Herrn W. Bremer die damalige Spitzenzucht "von der Hünenburg" weitergeführt und als schwarz-gefleckt Zucht über die innerdeutsche Wende gebracht.
Die Doggenzucht von "von der Hünenburg" wurde 1952 von Familie Wähdel gegründet. Sie gehörte zu den führenden Doggenlinien Mitteldeutschlands aus der hervorragende schwarze Doggen wie Xillos von der Hünenburg (1974), gefleckte Doggen wie Baucis von der Hünenburg (1979), aber auch erfolgreiche blaue Doggen auf der Basis von Logos u. Dörte "von der Förde"bl (1953) und der Doggen "vom Dietrichseck" hervorgegangen sind.
Auf Initiative von Frau Wähdel, die viele Jahre als Hauptzuchtwart des Zuchtverbandes fungierte, wurden seit den Jahren 1972/73 Spitzenlinien des blauen Farbschlages in gefleckte Doggenlinien eingekreuzt.
Auf Grund der hervorragenden Zuchtbasis der Doggen "von der Förde" aus den 40er und 50er Jahren, ist die Potsdamer Weltsiegerzucht der 30er Jahre "Funcken von der Heide" nicht ausgelaufen, sondern wurde in die Hünenburglinie von Frau Wähdel integriert. "Funcken von der Heide", (Züchter: Werner Funk) war vor dem 2. Weltkrieg neben dem Zwinger "v. St.Magn-Obertraubling" (Züchter: Stehberger) eine der weltweit anerkannten deutschen Spitzenzuchten. Sie basierte u.a. über die Zuchtverwendung von "Burga v.d. Gilbach" weiß-gelb-gefleckt/17310 auf den Spitzenrüden von 1925 "Bosco v.d. Saalburg /4584. (Quelle: DDR-Zuchtbuch - Jubiläumsausgabe 1988) Hier eine Ahnentafel aus den 20er Jahren von Interchampion Banquo Funcken von der Heide.

Besonders in der heutigen Zeit ist die Führung einer Hundezucht über mehrere Generationen zwar nicht die Ausnahme aber auch nicht die Regel.
Die Situation insgesamt hat sich geändert. Eine Blutauffrischung durch das Mischen der Farbschläge ist definitiv nicht mehr notwendig. Dafür stehen europaweit hervorragende Reinzuchtlinien mit einem eigenen Profil zur Verfügung. Was in der DDR auf Grund des "eisernen Vorhangs" notwendig war, könnte heute kein Thema mehr sein, wenn es nicht Zuchtbestimmungen gäbe, die das Einkreuzen fremder Zuchtlinien teilweise zu einem unüberwindlichen Problem machen.
Trotz sehr unterschiedlicher gesellschaftlicher Bedingungen kann immer davon ausgegangen werden, dass Kontinuität in der Doggenzucht meistens ein Ausdruck für das Engagement von Liebhabern der Rasse ist.

G. Diessel

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