Die Lebenserwartung von
Deutschen Doggen


Doggen Lebenserwartung    Deutsche Dogge - Generationen

Gehrenseedoggen
Non-Profit Great Dane Dog Breed
Sechs Generationen Zuchtdoggen in einer Züchterhand

Linkes Foto:    Claire vom Gehrensee (schwarz) im Alter von 11 Jahren mit Zuchthündin Gina vom Gehrensee (Harlekin - auf dem Foto 5 Jahre alt).

Rechtes Foto: drei Generationen Zuchthündinnen vom Gehrensee
Ur-Ur-Großmutter: "Gina vom Gehrensee" - Harlekin -
(Senior-Champion-2012) - auf dem Foto im 12. Lebensjahr.

Ur-Großutter: Hera vom Gehrensee - Boston-Mantel -
(Senior-Champion-2013) - auf dem Foto 10 Jahre alt geworden.

Großmutter: Indra vom Gehrensee - Boston-Mantel -
zur Zeit 9,5 Jahre alt - Senior-Championat in Vorbereitung.

--------------------------

Die oben angeführten Beispiele verkörpern die positive Seite des Aspektes der Lebenserwartung von Deutschen Doggen. Der Prozentsatz der Doggen in diesem hohen Alter ist äußerst gering.
Die durchschnittliche Lebenserwartung wird für die Deutsche Dogge mit rund 6,75 Lebensjahren angegeben. (Quelle: (Video zur DCM)
Der Hauptgrund für das fortgeschrittene Alter unserer eigenen Zuchtdoggen ist die sehr hohe Vitalität auf Grund einer heterozygoten Genstruktur unserer Zuchthündinnen.
Darüber hinaus zeichnet sich unsere Mutterlinie "vom Gehrensee" durch DCM-Freiheit innerhalb der letzten 5 Generationen aus. Mit Herzkrankheiten jeglicher Art hatten unsere Zuchthündinnen noch nichts zu tun, Knochenkrebs ist in den letzten 4 Generationen ebenfalls kein Thema gewesen.

Es ist sehr positiv zu bewerten, wenn die Deutsche Dogge das Seniorenalter erreicht hat. Mit dem Seniorenalter wurde das 7. Lebensjahr vollendet. Die Dogge ist damit 8 Jahre alt. Dabei fällt auf, dass unter den sehr alten Doggen die Hündinnen im Schnitt deutlich häufiger vertreten sind als Doggenrüden. Von den Farbschlägen wird der schwarze Farbschlag (aus gefleckt o. blau) statistisch gesehen am ältesten. Es sollte aber nicht übersehen werden, dass die "Schwarzen" den größten Farbschlag in der Doggenpopulation verkörpern.
Hinsichtlich der Körpergröße ist allgemein bekannt, dass kleine Hunderassen ein höheres Alter erreichen als große Hunderassen. Folgende Tabelle gibt hierüber Auskunft: "Hundealter - Menschenjahre"

Für das teilweise sehr geringe Lebensalter mancher Deutscher Doggen (weniger als 6 Jahre) gibt es drei Hauptursachen. Das sind die Dilatative Kardiomyopathie (DCM - eine Herzmuskelerkrankung), die Magendrehung und der Krebs.
Mir ist nicht bekannt, dass konsequente Maßnahmen zur Erhöhung der Lebenserwartung bei Deutschen Doggen durchführt werden.
Die DCM-Untersuchungspflicht im VDH/DDC seit dem 01.01.2014, wurde wieder aufgehoben. Die Untersuchung erfolgt jetzt auf freiwilliger Basis.

Als Doggenzüchter der Zucht vom Gehrensee versuchen wir uns mit dem Altersproblem unter den Aspekten Zucht und Haltung kritisch auseinanderzusetzen.
Um einer Herzmuskelerkrankung entgegenzuwirken werden unsere Deutschen Doggen seit 3 Generationen auf DCM durch Thoraxröntgen o. durch Herzultraschall untersucht.
Darüber hinaus sind wir von der vordergründigen Schönheitszucht auf der Basis von Linien-Inzucht abgegangen und haben Fragen der Genetik in den Vordergrund gestellt.
Eine maximale genetische Varianz und die Nutzung des Heterosis-Effektes sind in unserer Doggenzucht ein Weg, um dem Problem einer geringen Lebenserwartung entgegenzuwirken.
Seit etwa 20 Jahren (5 Generationen) wird unsere Doggenzucht inzuchtfrei geführt. Darüber hinaus wurde auf Mischerbigkeit selektiert.

Unsere Zielstellung als Züchter:
Als einzelner Züchter ist man nicht in der Lage die drei Haupttodesursachen der Deutschen Dogge abzuschaffen.
Es fehlen europaweite Programme für eine Neustrukturierung der Doggenzucht. Die favorisierte Championzucht ist kein Zuchtprogramm, sondern ein Marketingkonzept. Es geht nicht um Vererbung, sondern um Vermarktung. Nur wenige Doggenzüchter besitzen eine eigene Zuchtlinie. Noch weniger dieser Doggenzuchten sind gute Vererber.
Unter diesen Bedingungen kann nur das Ziel sein, das durchschnittliche Sterbealter unserer Doggen nach oben zu setzen. Bei unseren Zuchthündinnen liegen wir bereits an der oberen Grenze.
Ziel ist grundsätzlich die Erreichung des Seniorenalters in einer sehr guten Kondition.
Das I-Tüpfelchen sind aber Altersstrukturen wie die von "Jopi" Heesters.    (Zuchthündin Gina vom Gehrensee)

Ein Vorteil für uns besteht darin, dass von unserem Zuchtverband keine Züchter mit den "falschen Papieren" diskriminiert werden.
Eine nahezu europaweite, freie Deckrüdenwahl ist damit möglich.
Eine Ausnahme bilden die Deckrüden, die auf Grund interner Regelungen nur innerhalb der Organisationsstrukturen ihres Vereins decken dürfen.
Sogenannte "geschlossene Doggenpopulationen" haben eigene Regeln, mit denen reine Vereinsinteressen durchgesetzt werden.
Hier ein Auszug aus der VDH/DDC-Zuchtordnung: "Es darf nur mit ... Hunden gezüchtet werden, die in einem vom VDH anerkannten Zuchtbuch eingetragen sind und die die Voraussetzungen einer DDC-Zuchtzulassung gem. der „Kör- und Zuchtzulassungsordnung des DDC 1888 e.V.“ erfüllen."
Restriktive Standardauslegungen i.V.m. einer konsequenten Schönheitszucht auf der Basis von Inzucht, die Diskriminierung vereinsfremder Züchter, das "Popular Sire Syndrom" und das Kaufverhalten engen den Genpool der Deutschen Dogge sehr stark ein. Eine Begrenzung der Deckakte für Championrüden ist in der VDH/DDC-Doggenzucht immer noch kein Thema.
Was das Kaufverhalten anbetrifft, so hat das zur Bildung von Großzüchtern auf gewerblicher Basis mit 4-11 Würfen pro Jahr geführt. Großzüchter gibt es bei Deutschen Doggen in der Bundesrepublik Deutschland nur im VDH.

Damit der genetische Flaschenhals nicht zu eng wird, ist es unumgänglich einige sehr eng gesetzte Schönheitskriterien neu zu bewerten und durch gesundheitliche Schwerpunkte zu ersetzen. Mit anderen Worten: ---------- Die Prioritäten müssen neu gesetzt werden.


Magendrehung:
Wir gehen davon aus, dass z.B. die Magendrehung ihre Hauptursache in der Anatomie der Deutschen Dogge hat. Die Deutsche Dogge gehört zu den betroffenen großen Hunden mit einer tiefen Brust. Die Magendrehung ist darüber hinaus sehr stark von der Fütterung abhängig. Wenn eine ältere Dogge mehr als 1kg Futter verschlingt und danach noch unkontrolliert Wasser zu sich nimmt, kann es sehr kritisch werden. Wir empfehlen bei der Deutschen Dogge 3 Futterrationen am Tag von nicht mehr als 500g Nassfutter pro Ration. Wer seine Deutsche Dogge ausschließlich mit Trockenfutter nur einmal am Tag versorgt, provoziert spätestens ab dem 7. Lebensjahr eine Magendrehung. Das gilt ganz besonders für Deutsche Doggen vom Typ "Schlinger", die ihr Futter innerhalb kürzester Zeit inhalieren.

Zuchtwert:
In der Schönheitszucht wird der Zuchtwert hauptsächlich über Ausstellungschampionate definiert.

Zuchtzulassung:
Bei der Zuchtzulassung von Deutschen Doggen geht es neben reinen Formmerkmalen um:
Zahn- u. Gebissfehler, Knickruten, Spaltnasen, Porzellantiger, Albinos?, zu kleine Doggen, Scheue und Aggressivität. Mit leichter Hüftgelenksdysplasie darf gezüchtet werden. Diese Form der Zuchtzulassung ist allgemeiner Standard. Parameter, die in Richtung einer Erhöhung des Lebensalters gehen, sind nicht erkennbar.

Körzucht:
Bei dieser erweiterten Zuchtzulassung von Deutschen Doggen wurden folgende Punkte konkretisiert:
Das Mindestalter beträgt 3 Jahre, Doggen mit leichter HD werden nicht zugelassen, ein positiver Herzultraschall ist eine weitere Voraussetzung, Farbmischlinge werden nicht zugelassen, die Zuchtleistung bis zum 3. Lebensjahr wird berücksichtigt.
Die Körzucht (zur Zucht empfohlen) ist die Ausnahme von der Regel.

Inzuchtgrad:
Hinsichtlich der Inzucht wird auf einen tolerierten Inzuchtkoeffizienten von 12,5 % orientiert. Dieser Wert täuscht, da der Inzuchtkoeffizient sich nicht auf 100% bezieht.
Der Höchstwert ist 25% und definiert die Eltern X Kind oder Vollgeschwisterverpaarung.
Wenn mit 12,5% (enge Inzucht) "geworben" wird bedeutet das im Klartext, dass Halbgeschwister-Verpaarungen bzw. Onkel X Nichte, Tante X Neffe oder Großelternteil X Enkelkind oder Zweifache Cousins ersten Grades bzw. 4-fache Halbcousins ersten Grades als "unbedenklich" toleriert werden.
Der höchste Inzuchtgrad (Inzestzucht = Vollgeschwisterverpaarung oder Elternteil X Kind) wird nicht generell ausgeschlossen. Höchste Inzucht ist mit Genehmigung des Zuchtleiters möglich.

Hundeausstellungen:
Da es auf Ausstellungen mehr oder weniger um das Präsentieren von Deutschen Doggen geht, dort aber nicht z.B. eine leichte Hüftgelenksdysplasie in die Bewertung integriert wird, muss ich als Züchter, der nur Rüden mit optimalen Gesundheitswerten anpaart, mit Rückschlägen bei der Anpaarung von fremden Doggenlinien rechnen. (Leichte, mittlere o. schwere HD waren bei uns bisher unbekannt.)
Die Hüftgelenksdysplasie bei Deutschen Doggen hat allerdings kaum einen Einfluß auf die Lebensalterstatistik.
Das Beispiel zeigt aber, wie mit Gesundheit umgegangen wird. Genau wie bei der Fellfarbe können auch bei gesundheitlichen Aspekten negative Anlagen über Generationen hinweg (Großeltern, Urgroßeltern) wieder aktualisiert werden.

Problembeschreibung:
Wenn messbare HD-Werte auf Ausstellungen keine Rolle spielen, dann sind genetische Dispositionen absolut kein Thema.
Die genetische Varianz ist schwierig einschätzbar, hat aber erhebliche Auswirkungen auf die Vitalität, das Immunsystem und die körperliche Leistungsfähigkeit eines Hundes.
Hundezucht auf der Basis von Schönheit ist etwas völlig anderes als die leistungsorientierte Zucht von Arbeitshunden (Hütehunde, Schlittenhunde, Jagdgebrauchshunde).
Ein sehr eng gehaltener Schönheitsstandard ist bei Hunden, die eine körperliche Leistung erbringen müssen, kontraproduktiv.
Eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit geht mit einer robusten Gesundheit konform.
Wenn Hundezüchter ihren Show-Standard über die Gebrauchseigenschaften stellen, orientieren sich professionelle Gebrauchshundehalter an neue Rassen.
(siehe: SPIEGEL TV Magazin "Ausgebellt: Deutscher Schäferhund am Ende.".) Zitat: Harry Müller, Direktor der Diensthundeschule Klinken -
"In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass doch der Belgische Schäferhund am gesündesten noch ist und deswegen ist er bei uns die Nummer eins."

Zucht auf Leistung bedeutet ein hohes Maß an Gesundheit und Widerstandskraft.
Die Rassepopulation der Deutschen Dogge könnte durch die Anwendung ergänzender Zuchtmethoden enorm profitieren.
Vermehrung, die leistungsvermindernde Inzucht und der Schwerpunkt auf Repräsentation oder Schönheit kann nicht alles sein.


Unser Kaufrecht hat insbesondere bei gewerblichen Doggenzüchtern eine Gewährleistungspflicht vorgeschrieben. Diese gilt allerdings nur für die ersten 2 Jahre. Die wirklichen Probleme, die zum frühen Tod unserer geliebten Dogge führen können, treten in der Regel erst wesentlich später auf.

Zusammenfassend sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Werbung mit einem hohen Doggenalter zum großen Teil auch Werbung für eine artgerechte Haltung und Pflege durch den Besitzer der Dogge ist. Dabei fällt auf, dass Züchter die niemals eine alte Dogge selbst pflegen würden, mit ihren altgewordenen Doggen in fremder Liebhaberhand sehr vordergründig werben. Aus der Sicht einer Kosten- Nutzenrechnung nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es sicher vorteilhaft die Kosten einer alten Dogge vom Züchter auf einen nichtkommerziell handelnden Liebhaber der Rasse zu verlagern.
Bleibt noch zu erwähnen, dass die Deutsche Dogge nur alt wird, wenn ihre psychische Stabilität auch im fortgeschrittenen Alter noch vorhanden ist. In diesem Punkt sind die Haltungsbedingungen von größerer Bedeutung als die genetischen Anlagen. Auch eine Deutsche Dogge muss alt werden wollen.

Indra in Berlin Gatow


Das Problem ist lösbar.

Trennung der Zucht von der Ausstellung!


Weshalb plädiere ich für eine Trennung der Zucht von der Ausstellung?
Weil ein Umdenken bei der Deckrüdenwahl nicht zu erkennen ist. Es werden immer noch nur ganz wenige hochdekorierte Doggenrüden massiv für die Zucht eingesetzt.
Hier nur drei Namen aus der Gegenwart und der Vergangenheit:    McLAREN Claudia Bohemica - Gwentin-Tarantino vom Meißner Land - Frey von der Ofnethöhle.
An dieser Stelle ein Beispiel wie ähnliche Probleme in der Zucht, allerdings in einer völlig anderen Sparte, gelöst wurden:
Fast jeder kennt die Problemtik von kranken, überzüchteten Rosen. Blattkrankheiten, instabile Blüten mit einer kurzen Haltbarkeit, Frostschäden usw.. Sehr oft geht es ohne Chemie nicht. In Deutschland wurde deshalb eine der strengsten Prüfungen für Rosen insbesondere auf die Blattgesundheit (ADR-Prüfung) eingeführt.
Durch diese harte Selektion wurden aber nur ein Teil der Probleme beseitigt. Ein anderer Weg wurde in Canada eingeschlagen.
Dort hat eine Wissenschaftlerin Frau Dr. Felicitas Svejda, die Rosenzucht in der "Central Experimental Farm" übernommen. Sie kreierte die "Canadian Explorer Serie" (Explorer steht hier für Forscher). Die Rosen dieser Serie entsprechen höchsten gesundheitlichen Anforderungen. Das heißt: eine Winterhärte bis minus 35 Grad/Celsius, höchste Blattgesundheit, stabile Blüten und eine lange Blühzeit. Hier ein Beispiel der Sorte John Davis. John Davis ist eine Hybridsorte, das heißt es handelt sich um ein Kreuzungsprodukt. In diesem Fall wurde eine Kordesii-Rose mit einer Varietät der Bibernell-Rose kombiniert. Ich besitze selbst die Sorten "John Davis" und "A. MacKenzie" und bin von deren Gesundheit, Winterhärte und Blühfreudigkeit absolut begeistert.
Was kann man nun davon für unsere Deutschen Doggen ableiten? Die Frage ist sehr einfach zu beantworten. Das ist die Übernahme der Zuchtleitung durch Wissenschaftler mit veränderten Schwerpunkten in den Zuchtzielen. Schönheitstitel als Basis für die Deckrüdenwahl und für die Vermarktung von Welpen können nicht das wichtigste Rückrad der Zucht der Deutschen Dogge sein.

© by Günter Dießel, Juli 2012 / Nachdruck und Übernahme, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.