Stellungnahme zum Thema Qualzucht
Jana u.Jarina vom Gehrensee Der Umgang mit dem Thema Qualzucht bei den Gehrenseedoggen. Die Doggenzucht vom Gehrensee existiert seit 30 Jahren. In dieser Zeit wurden 7 Doggengenerationen entwickelt. Anuschka vom Gehrensee 1995
Meine erste Doggenhündin 1993:
© Nachdruck und
Übernahme, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des
Autors.
Beide sind Schwestern in Züchterhand und haben zum Zeitpunkt der Aufnahme das 10. Lebensjahr überschritten.
Video unten: Drei Generationen während einer Abrufübung. Jana (Mutter), Lena (Tochter) u. Indra (Großmutter)
Was wurde erreicht ?
Der Merlefaktor (Fleckungsfaktor)
Durch die Verpaarung "Gefleckt"x"Schwarz" oder schwarzer "Mantel" wurde das Hauptproblem in der Geflecktzucht bei Deutschen Doggen (Blindheit, Taubheit) gelöst.
Bereits im Jahre 1997 habe ich als DDC-Mitglied an einer Qualzuchtstudie wegen "Merle" an der Universitätsklinik in Gießen teilgenommen.
Mein kompletter C-Wurf wurde unter Vollnarkose untersucht.
Alle Welpen, auch die gefleckten Welpen hatten gesunde Augen und Ohren. Mit anderen Worten: Merle verursacht
nur Schäden wenn es als Doppelmerle vorliegt. Doppelmerle setzt aber immer helle Husky-Augen und einen nahezu weißen Kopf voraus.
Nachfolgend sind Belege dieser
Untersuchung meines kompletten Harlekinwurfes. Man kann bei der Menge an weiß-schwarz gefleckten Welpen
heute davon ausgehen, daß meine 1. schwarze Hündin (Rebecca von der Gigantengrotte) Träger von cryptischen Merle war.
Carlos
gefl. Condor
R, gefl.Cyros
R, sCita
H, gefl.
Cliff
R, gefl. Cyrano
R,
gefl.Ceres
H, gefl. Claire
H, ss
Ich habe als Züchter in 30 Jahren nicht eine blinde oder taube Deutsche Dogge kennengelernt. Noch nicht einmal Doppelmerledoggen, erkennbar an ihren
hellen Husky-Augen verbunden mit einem fast weißen Kopf, waren ein Thema.
Seit Jahren kenne ich den Begriff cryptisches Merle bei schwarzen Doggen. In diesem Zusammenhang habe ich einzelne
Deutsche Doggen gehabt, die zwar sehr weiß waren, aber grundsätzlich immer sehr gut pigmentierte Augen und einen normal gefleckten Kopf hatten.
Husky-Augen, wie beim Doppelmerle, halte ich unter cryptischen Merle für ausgeschlossen.
Vor kurzem wurde allerdings Doppelmerle neu definiert.
Maßstab sind jetzt nicht mehr die Husky-Augen und der fast weiße Kopf, sondern die Länge der Merle-Insertion, die über einen Gentest bestimmt wird.
Aus meiner züchterischen Erfahrung weiß ich, daß die Länge der Merle-Insertion nicht stabil ist.
Durch wiederholtes Anpaaren von Merleträgern an einen merlefreien Genotyp verkürzt sich die Merle-Insertion. Aus der weiß-schwarz
gefleckten Deutschen Dogge wird dann ein Grautiger und später eine schwarze Deutsche Dogge die Träger von cryptischen Merle ist.
Es ist möglich Merle, als Fleckungsfaktor, durch Zucht zu verändern und auch zu eliminieren !
Neue Merle-Problematik:
Nachdem 17 Jahre lang durch die Doggenzuchtverbände Qualzucht über Merle erfolgreich verhindert wurde, ist die Merle-Problematik aktueller
denn je. Grund dafür sind neue Erkenntnisse zum Merlefaktor und die Einstufung von Merle in kryptisch, atypisch, klassisch und Harlekinmerle.
Gleichzeitig wurde Doppelmerle neu definiert und die Risikobewertung neu gefasst. Grund für diese Neuerungen sind
nicht neue Probleme mit blinden oder tauben Doggen, sondern der Grund sind neue genetische Erkenntnisse.
Eine Zusammenfassung der Problematik findet man in folgender Tabelle, die von GENOMIA.CZ übernommen wurde.
Was beinhaltet diese Übersicht?
Diese neuen Festlegungen sind nicht mehr und nicht weniger die Abschaffung der weiß-schwarz gefleckten Harlekindogge auf lange Sicht.
Hier wird nicht berücksichtigt, daß die wenigen Flecken einer fast weißen Harlekindogge auf der Basis von cryptischen Merle immer am Kopf sind.
Die Augen sind immer pigmentiert. Schäden sind dadurch ausgeschlossen. Das beweisen 17 Jahre Schwarz x Gefleckt Verpaarung in Deutschland.
Weitere Qualzuchtsymtome:
Damit die Hüften im höheren Alter nicht zum Problem werden, wurden nur Rüden mit HD "A" angepaart. Die HD Werte meiner Doggen lagen immer zwischen HD A und HD B.
ED wurde in den letzten drei Generationen geröntgt. ED war bisher kein Thema.
Herzultraschall wurde ebenfalls ab der 4. Generationen durchgeführt. Bei alten Deutschen Doggen halte ich diese Untersuchung bei meinen Zuchtdoggen
nicht für sehr relevant. Doggen im zweistelligen Alter haben keine Herzprobleme. Zumindest kann ich das von meinen Zuchthündinnen sagen. Laut Statistik werden Deutsche Doggen mit Herzproblemen
im Schnitt kaum älter als 7 Jahre.
Die Problematik der Augenfehler war für mich von Anfang an, also bereits vor 30 Jahren, ein Thema. Damals gab es das Wort "Qualzucht" noch nicht einmal.
Der Grund für meine Bemühungen war ein anderer. Eine Deutsche Dogge mit hängenden Augen entsprach noch nie meinem ästhetischen Ideal.
Doggen mit "Hängeaugen" sehen meiner Meinung nach dumm aus. Nicht wenige meiner Doggen
hatten Augen wie gemalt. Dazu gehörten: Rebecca, Bianca, Baal, Gina, Jaro, Lena, Nino u. Nestor. Leider sind in einem Wurf nicht alle Augen gleich. Zucht auf genetische Vielfalt fördert
auch die Vielfalt der Augen. Die Unterschiede sind aber nur minimal. Es kommt auf die Gene an und es kommt auf das Verhältnis zwischen Schädel und Belefzung an.
Viel Haut, sprich eine grosse Belefzung, passen nicht auf einen schmalen Kopf. Das war mein erstes Lehrgeld bei der Kreuzung einer DDR-Linie mit einer Championzucht der Bundesrepublik Deutschland.
Nicht nur die Augen waren schlecht, auch das Wesen war katastrophal. Also das Gegenteil einer Passerpaarung.
Das Wesen wurde durch Auskreuzung in Richtung Belgien sehr stark verbessert. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass für die Wesensentwicklung die von mir eingeführte
Frühförderung von Doggenwelpen eine entscheidende Rolle spielt.
F2 Generation BRD/DDR - Zuchtzulassung VDH/DDC
Anuschka wurde von mir als Züchter aus der Zucht genommen. Sie hatte zu viele Ecken und Kanten.
Diese Doggenhündin war der Grund und
Bianca vom Gehrensee war der Anlass für mein Verlassen des VDH/DDC.
Rebecca v.d. Gigantengrotte - F1 Generation BRD/DDR.
Ein kräftiger Spruch, der sehr gut klingt, aber dummerweise gehören Möpse, Französische Bulldoggen u. Boston-Terrier auch zu den kontrolliert gezüchteten Rassen.
Die Situation bei Deutschen Doggen ist allerdings eine andere.
Bereits vor 17 Jahren wurde die Qualzucht über den Merlefaktor abgeschafft. Die
Doggenzucht stände aber noch deutlich besser da, wenn ein sehr kompetenter Züchter aus Thüringen in den 90er Jahren mehr
Einfluß bekommen hätte. Damit meine ich den Blauzüchter Dr. Krautwurst. Er hat sich, auf Grund seiner beruflichen Ausbildung, sehr für die Einführung einer Zuchtwertschätzung eingesetzt.
Dieser Begriff ist heute wieder in Vergessenheit geraten. Es ist auch Annette Kruse aus Thüringen, die über ihre Seite doggen.info darüber informiert. Ich komme aus Brandenburg.
Für mich war eine Zuchtwertschätzung nach meinem Verlassen des VDH für meine Zucht 30 Jahre lang Standard. Ohne Zuchtwertschätzung kann von professioneller Zucht keine Rede sein.
Noch etwas zur kontrollierten Zucht: Wenn Selbstkontrolle nicht ausreichend funktioniert, muss
im Sinne des Tierschutzgesetzes durch die Veterinärämter eingegriffen werden. Ich habe 13 Jahre lange beruflich sehr eng mit einem Veterinäramt zusammengearbeitet.
Dabei hatte ich ganz spezielle Aufgaben als es um die damaligen Listenhunde ging. Ich war auch aktiv daran beteiligt, als es darum ging in einem Berliner Hochhaus eine Hundezucht aufzulösen.
Das heißt, ich weiß wie die Durchsetzung von Tierschutz läuft, kenne alle beteiligten Funktionsträger und habe zusätzlich als Basis eine nicht unwichtige Berufsausbildung im Verwaltungsrecht.
Denn alle Aktivitäten sollten sich immer im Rahmen unserer Rechtsordnung bewegen.
Was versteht man unter Zuchtwertschätzung ?
Hier eine Antwort von ChatGPT:
Die Zuchtwertschätzung ist ein Verfahren in der Tierzucht und Pflanzenzüchtung, das dazu dient, den genetischen Wert eines Individuums oder einer Zuchtlinie zu bestimmen.
Ziel ist es, die Zuchtentscheidungen zu optimieren, um die gewünschten Eigenschaften in der Nachkommenschaft zu verbessern.
Bei der Zuchtwertschätzung werden verschiedene Daten und Informationen berücksichtigt, wie zum Beispiel:
1. Leistungsdaten: Informationen über die Leistung von Tieren oder Pflanzen, wie Milchproduktion, Fleischqualität, Ertrag oder Krankheitsresistenz.
2. Verwandtschaftsbeziehungen: Die genetische Verwandtschaft zwischen den Individuen wird analysiert, um die Erblichkeit von Eigenschaften zu bewerten.
3. Statistische Methoden: Es kommen statistische Modelle und Methoden zum Einsatz, um die Zuchtwerte zu schätzen. Dazu gehören beispielsweise BLUP (Best Linear Unbiased Prediction) und andere Verfahren.
Die Zuchtwertschätzung ermöglicht es Züchtern, gezielt Tiere oder Pflanzen auszuwählen, die voraussichtlich die besten Nachkommen mit den gewünschten Eigenschaften hervorbringen.
Dadurch wird die Effizienz der Zuchtprogramme erhöht und die genetische Qualität der Population verbessert.
Ein Hinweis für Züchter:
Nachfolgend ein Qualzuchtgutachten von kompetenter Stelle:
Gutachten zur Auslegung von § 11b des Tierschutzgesetzes
(Verbot von Qualzüchtungen)
(Hinweis: Gutachten und Leitlinien, herausgegeben von der Exekutive, haben keinen Gesetzesrang. Sie können aber Arbeitsgrundlage der
Veterinärämter sein und für die Entscheidungsfindung im Streitfall beim Verwaltungsgericht herangezogen werden.)
Wenn in solchen Richtlinien Dinge behauptet werden, die von der Praxis bereits seit vielen Jahren widerlegt wurden, dann kann es durchaus kritisch werden. Da kann ganz schnell Recht zu Unrecht werden.
Damit meine ich Probleme mit gefleckten Deutschen Doggen, die es seit langer Zeit nicht mehr gibt, oder Probleme mit blauen Doggen, die es noch nie gegeben hat.
Ob die Rassehundezucht in Deutschland das alles überstehen wird,
kann ich mir nicht vorstellen. Man sollte schon einmal die Realität sehen. Es gibt einzelne Züchter mit sehr hohen finanziellen Umsätzen.
Es kommt aber immer auf den Erlös (Gewinn) an. Für den Gewinn, für den mit Abstand die meisten Züchter arbeiten, würden nicht wenige ihre Kritiker noch nicht einmal aufstehen.
Wenn Geld speziell in der Doggenzucht eine untergeordnete Rolle hinsichtlich der Motivation spielt, gleichzeitig aber nahezu jedem Züchter wegen nicht vorhandener
Rechtssicherheit Qualzucht nachgewiesen werden kann, dann steht die Rassehundezucht in Deutschland vor dem größten Zusammenbruch in ihrer Geschichte.
Wie sieht die Zukunft der Deutschen Dogge vom Gehrensee aus?
Die Zucht wird aus Altersgründen aufgegeben. Der letzte Wurf war zum Jahreswechsel 2021/22.
Als Doggenliebhaber werden weiter 1-2 Deutsche Doggen gehalten, Doggenwelpen werden definitiv nicht abgegeben.
Deutsche Doggen haben hier die Funktion eines Gesellschafts- und Begleithundes.
Es gilt der Leitspruch: Einmal Dogge - immer Dogge !.
© by G. Diessel (überarbeitet am 04.10.24)