Leistungszucht über Linienhybride
Gina vom Gehrensee |
Definition:
Bei der Linienhybridzucht werden nichtverwandte,
reingezüchtete Deutschen Doggen eines Farbschlages miteinander verpaart.
Selektiert (und damit ist eine züchterische Vorauswahl gemeint) wird nach den Anforderungen des
Zuchtstandards in
Verbindung mit dem Heterosis-Effekt.
Anliegen:
Um es auf den Punkt zu bringen, Linienhybride sind den auf Schönheit gezüchteten Inzuchtdoggen
deutlich überlegen!
Das betrifft eine ganze Reihe Standardeigenschaften bei der Deutschen Dogge, die auf Grund von Vermehrung und Champion-Inzucht
fraglich geworden sind.
Zur Diskussion stehen Wesenseigenschaften wie: Selbstsicherheit, Unerschrockenheit und Leichtführigkeit.
Auf Grund der Befürchtung diesen großen Hund nur schwer kontrollieren zu können, wird er in den meisten Fällen aus der Öffentlichkeit fern gehalten.
Aber auch Vitalität u. Gesundheit haben durch den Einfluß von Großvermehrern gelitten. Das wird durch das geringe Lebensalter von etwa 6,7 Jahren deutlich.
Durch die wiederholte Kombination fremder Gene bei der Linienhybridzucht wird die Gesundheit und die Vitalität verbessert. Das Wesen
wird durch eine erhöhte Selbstsicherheit auf Grund der hohen Vitalität positiv beeinflusst.
Leistungskriterien:
Unter Leistung werden in diesem Fall weniger die sportlichen
Eigenschaften der Deutschen Dogge verstanden. Diese werden natürlich ebenfalls positiv beeinflußt.
Es geht um ganz normale Eigenschaften, welche für einen Begleithund unabdingbar sind u. durch Massenvermehrung bei einen großen Teil der Population
problematisch geworden sind. Das größte Problem bei Deutschen Doggen ist
Scheue in bestimmten Situationen des täglichen Lebens. Das äußert sich in Belastungssituationen durch massive Verweigerungshaltungen bis hin
zu schwer kontrollierbaren Überreaktionen. Versuchen sie einmal mit einer auf Schönheit
gezüchteten Deutschen Dogge in ein einfaches Ruderboot einzusteigen! Nur wer es einmal versucht hat, weiß worum es geht. VDH-Züchter, die
ständig beteuern die besten Doggen zu haben, lade ich gern mit ihren Zuchtdoggen nach Berlin ins Hundeauslaufgebiet am Grunewaldsee ein.
Selbstverständlich ohne Leine! Spätestens an dieser Stelle trennt sich die Spreu vom Weizen.
Ein Grund dafür, daß man Deutsche Doggen kaum in der Öffentlichkeit als Begleithund sieht, ist nicht deren Wesensstärke,
sondern deren Wesensschwäche.
Immerhin gibt es etwa genau so viele Deutsche Doggen wie Rottweiler o. Boxer. Die Deutsche Dogge ist, bis auf wenige Ausnahmen,
ein Grundstückshund geworden.
Das hat der Apoll unter den Hunderassen nicht verdient!
Problematik:
Die von mir seit Mitte der 90'er Jahre
angewendete Methode der Linienhybridzucht wurde aus der Leistungszucht von landwirtschaftlichen
Nutztieren abgeleitet.
Der Begriff "Hybrid" (Mischling) stammt aus der
Pflanzenzüchtung, wird aber auch in der Tierzüchtung verwendet.
Es können Arten, Rassen aber auch reingezüchtete Inzuchtlinien gekreuzt werden.
Für den Doggenzüchter sind natürlich ausschließlich eigenständige,
reingezüchtete Doggenlinien innerhalb eines Farbschlages interessant.
Da es in der Doggenzucht hauptsächlich um Championate geht, kann der Begriff der
Zuchtlinie nur eingeschränkt verwendet werden.
Nicht wenige Doggen sind als Farbmischlinge für eine weitere Auskreuzung ungeeignet.
Hinzu kommt, dass Zuchtlinien nur in der Tierzucht eine hohe Priorität haben. In der Tierzucht gibt es
objektive Leistungskriterien. Die gibt es in der Hundezucht auf der Basis der Priorität von "Schönheit" nicht.
Schönheit basiert zwar auf den Standard, ist aber trotzdem subjektiv.
Der Doggenstandard zwingt den Doggenzüchter keineswegs
auf eine sehr massiven Belefzung mit all ihren Nachteilen zu züchten. Die Normen werden eindeutig von den Ausstellungsrichtern subjektiv festgelegt.
Ein günstiger Start für unsere Linienhybridzucht war die innerdeutsche Wende. Es wurde eine hervorragende ostdeutsche Zuchtlinie mit einer Linie aus Süddeutschland kombiniert. Danach folgten Einflüsse aus Belgien, den Niederlanden, Italien und Großbritannien. Kombiniert wird grundsätzlich Harlekin x Schwarz aus Harlekin.
Hybriddoggen aus mehrfacher Fremdanpaarung sind sehr aufgeweckt,
temperamentvoll, lauffreudig, nervenstark, zuverlässig,
widerstandsfähig und leicht lenkbar.
Die im Standard beschriebene Skepsis gegenüber Fremden wurde in unserer
Linie stark reduziert. Unsere Doggen zeigen sich ohne Leine sehr
spielfreudig zusammen mit anderen Hunderassen. Ausgesprochene Laufhunde,
wie z.B. Dalmatiner, werden in spielerischen Laufwettbewerben gern als
Herausforderer angenommen.
Der Wachinstinkt ist erhalten geblieben. Meine Doggen zeigen in der
Öffentlichkeit auch ohne Leine eine sehr angenehme Aufgeschlossenheit
im Grundverhalten fremden Personen gegenüber.
Die Deutschen Doggen vom Gehrensee sind wohl eine der ganz wenigen
Doggenzuchten die dieses auch praktisch, wie gesagt ohne Leine, in
Gegenwart freilaufender fremder Hunde aller Rassen, Spaziergängern aller
Altersgruppen, Joggern, Radfahrern u. ä. demonstrieren können.
Wenn am Anfang unserer Zucht die Doggen VDH/DDC 98399 (mit ZZL) und VDH/DDC
1O21O6 (mit ZZL) nicht ohne Leine im Hundeauslaufgebiet laufen konnten,
änderte sich das bereits grundlegend mit Bianca vom Gehrensee.
Die letzten Generationen mit Gina und Hera vom Gehrensee sind ohne Leine sehr
nervenstark, berechenbar und für den Außenstehenden
beeindruckend.
Die Ablehnung der Zwingerhaltung und eine sehr gute
Sozialisierung sind weitere Gründe für das hervorragende
Verhalten unserer Zuchtdoggen, aber bei weitem nicht der Hauptgrund.
Unsere jetzigen Doggenwelpen sind im Alter von 6-8 Wochen wesentlich ausgeglichener
als unsere ersten Welpen des A-Wurfes. Da im frühen Welpenalter
eindeutig noch die Anlagen dominieren, kann man von einer wesentlichen
Verbesserung der Zuchtbasis ausgehen.
Die Methode der Haltung einer eigenen Zuchtlinie auf der Basis
der wiederholten Auskreuzung, in Verbindung mit einer
Selektion durch Welpentests, hat sich definitiv auf das Wesen sehr
positiv ausgewirkt.
Standard:
Hybride sind auf Grund von Heterosis optisch
sehr ansprechende, typvolle Doggen. Die Fellfarbe und Fleckung läßt
sich durch das Zusammenbringen von Passern in Anlehnung an den Zuchtstandard
positiv beeinflussen.
Dadurch konnte der Einfluss von gelben und blauen Genen in unserer
Harlekinreinzucht ausgeschlossen werden. Bei den Deutschen Doggen vom Gehrensee
wird keine Farbmischlingszucht betrieben. Eine Aufspaltung der Erbanlagen kann
deshalb bei der Weiterführung der Zuchtlinie nicht zum Problem werden.
Aus diesem Grund erfolgt unsere Deckrüdenauswahl europaweit. Die
entsprechenden Suche nach Passern lässt sich nicht auf Deutschland beschränken.
Die Tatsache, dass der VDH seine Deckrüden für die Dissidenz sperrt, wird von meiner Seite nicht als Nachteil angesehen.
Bis auf sehr wenige Ausnahmen sind die derzeitigen VDH-Doggen des gefleckten Farbschlages keine Passer für unsere Zuchtlinie.
Passerpaarung bei Deutschen Doggen:
Der Begriff Passerpaarung stammt
aus der Leistungszucht von landwirdschaftlichen Nutztieren. Darüber hinaus wird dieser Begriff vorrangig in der Zucht von Sportpferden
verwendet.
In der Hundezucht ist der Begriff "Passer" ein Fremdwort.
Passer sind zwei Paarungspartner,
die aus genetischer Sicht hinsichtlich der Entwicklung optimaler Standardeigenschaften, besonders gute Nachkommen hervorbringen.
Hieraus ergibt sich die Frage ob es bestimmte Regeln gibt nach denen man die Paarungspartner
aussuchen sollte um hervorragenden Nachwuchs zu bekommen. Versucht man wissenschaftlich an das Problem
heranzugehen kommt man zwangsläufig zu der Erkenntnis, dass Ausstellungstitel allein kein Maßstab für Vererbung sein können.
Weshalb Widerstand gegen züchterischen Fortschritt?
Dafür gibt es zwei Hauptgründe die beide den wirtschaftlichen Gewinn als Hintergrund haben. Die Auskreuzung ist sehr teuer und erfordert viel
Sachkenntnis von der Seite des Züchters. Der zweite Grund, der gegen eine sehr aufwendige Zucht spricht, liegt auf der Seite der Vereine.
Das wirtschaftliche Rückrad von Rassehundezuchtvereinen ist nicht die Zucht, sondern die Ausstellung.
Ohne die Einnahmen aus Hundeausstellungen "dreht sich das Rad" nicht. Der Schönheitspokal steht in der Doggenzucht über der Vererbung.
Mit anderen Worten: Das Marketing und der damit verbundende Verkauf von Welpen steht an absolut oberster Stelle.
© by G. Dießel 2010