Der Grautiger

Fehlfarbe

oder

eigener Farbschlag bei Deutschen Doggen?

 

Harlekin Dogge Gina


Doggen mit nicht im Standard beschriebenen Fellfarben nennt man im VDH/DDC kurz "Fehlfarben". Dazu gehören, Grautiger und Porzellantiger.

     

Behauptungen, daß "Fehlfarben" getötet werden sollen und es deshalb besser ist sie billig abzugeben sind falsch. Grundsätzlich bekommen in Deutschland in allen Zuchtvereinen alle Welpen Ahnentafeln, egal welche Farbe sie haben und egal wie viele es sind. Das Tierschutzgesetz schließt ein Töten von Tieren in solchen Fällen eindeutig aus.


Änderung im Standard seit 20.12.2012
In der Neufassung des Doggenstandards der FCI wird der Grautiger nicht mehr als schwerer, zuchtausschließender Fehler disqualifiziert.
Der Grautiger wurde in dieser Neuregelung als "fehlerhafte" gefleckte Deutsche Dogge eingestuft.
Mit anderen Worten: Die Ausstellung und Zuchtverwendung ist unter Einschränkungen möglich.

Können Grautiger vermieden werden?

Grundsätzlich kann man diese Frage verneinen. In der Geflecktzucht wird es immer Grautiger geben. Grautiger sind gefleckte Doggen mit einer grauen Grundfarbe und schwarzen Flecken. Der Grautiger auf der Basis des Merle-Faktors läßt sich in der klassischen Geflecktzucht mit mischerbigen Eltern nicht verhindern. Da sich der Merle-Faktor nicht zusammen mit dem Harlekin-Gen auf einem Chromosom befindet, kommt es nicht immer zu einer Kopplung von "H" und "M". Eine Genkopplung ist deshalb vom Zufall abhängig. Es kommt dadurch immer wieder zu Grautigern. Aus diesem Grund repräsentiert der Grautiger einen eigenen Farbschlag bei Deutschen Doggen. Die Einstufung als Fehler ist immer noch eine Diskriminierung eines Teils der Doggenpopulation.

Ist der Grautiger für die Zucht verwendbar?

Der Einsatz von Grautigern in der Geflecktzucht ist im großen Maßstab nicht ganz unproblematisch.
Paart man einen Grautiger an eine weiß/schwarz gefleckte Dogge an, so entstehen:
Grautiger, schwarze und weiß/schwarz gefleckte Doggen aber auch fast rein weiße Doppelmerledoggen, die blind oder taub sein können.
Die Anpaarung an schwarze Doggen ist zwar möglich, die Frage ist aber ob es sinnvoll und zweckmäßig ist.

Grautiger sind meist sehr vital und weisen nur selten Fehler (z.B. Augenfehler) auf. Diese Tatsache ist erstaunlich, da sie ausselektiert wurden und nicht unter Selektionsdruck von Körmeistern und Ausstellungsrichtern standen. Auf Grund des kodominanten Erbganges des Merle-Faktors sind Grautiger niemals homozygot, sondern immer mischerbig.

Der Grautiger ist ein Farbschlag der Deutschen Dogge, der nicht extra gezüchtet werden muß, da er innerhalb der Geflecktzucht vorhanden ist.
Er trägt zwar den Merle-Faktor (M auf Chromosom 10), im fehlt aber ein angekoppeltes, rezessives Harlekin-Gen (H - von Chromosom 9). (Hédan - Clark)
Dieses Harlekin-Gen ist für die Umwandlung des "Graus" in "Weiß" verantwortlich.


Der Umgang mit Grautigern bei den Deutschen Doggen vom Gehrensee

Grautiger werden von uns als eigenständiger Farbschlag angesehen. Sie werden wie alle anderen Doggenwelpen gleichberechtigt behandelt.
Die Zucht mit Grautigern ist bei uns nicht geplant, da das für Weiß verantwortliche Harlekingen (H) nicht verdrängt werden soll.
Auf Grund der sehr guten Vitalität der meisten Grautiger empfehlen wir diesen Farbschlag als Liebhaberdogge.

Porzellantiger

Andere Fehlfarben z.B. Porzellantiger, entstehen durch die Mischung der verschiedenen Farbschläge in der Geflecktzucht. Es kann in der Geflecktzucht mit einer schwarzen Dogge, die Anlagen für "Gelb" oder "Blau" in sich trägt, nach Einkreuzung ganz besonders in den Folgegenerationen zu einer erhöhten Anzahl von Grautigern aber auch zu Porzellantigern mit spezifischer Färbung kommen.
Genetisch wurde die Farbmischlingszucht sehr gut auf folgender Internetseite beschrieben: http://www.doggenetics.co.uk/danes.htm
Die Hauptursache für Porzellantiger in der Vergangenheit war die Farbmischlingszucht auf der Basis von falschen Ahnentafeln. Da durch die eingeführte Vaterschaftsbestimmung Manipulationen der Ahnentafeln kaum noch möglich waren, wurden ausländische Doggenrüden aus anderen Farbschlägen hauptsächlich über schwarze Doggen zum Beispiel Veni Vidi Vici des Habits Rouges angepaart und dessen Nachkommen massiv in den gefleckten Farbschlag eingebracht.
In der Gegenwart werden nun ganz locker schwarze Rüden hauptsächlich aus dem blauen Farbschlag in den gefleckten Farbschlag eingekreuzt. Das Ganze wird dann Farbverpaarung genannt. Die Frage ist nun: Weshalb?
Es geht u.a. darum den Kopftyp der gefleckten Doggen seit dem Kupierverbot für die Ohren in Richtung Mastiff zu verändern. Genau aus diesem Grund wurden gelbe und blaue Doggen in den gefleckten Farbschlag eingekreuzt, in der Vergangenheit ohne den gelben oder blauen Deckrüden in der Ahnentafel anzugeben, in der Gegenwart ganz offiziell als Farbverpaarung.
In dieser Konstellation fallen Anfangs relativ viele dominant schwarze Doggen, in den Folgewürfen sehr viele Grautiger aber auch Porzellantiger. Da das Ganze bereits im Jahre 1990 mit einem Weltsiegerrüden Namens "Frey" los ging und diese Farbmischungen nicht weniger, sondern mehr geworden sind, ist mittlerweile der größte Teil der gefleckten Doggenpopulation mit rezessiven Genen der Farbe "Blau" und "Gelb" belastet. Harlekin-Reinzucht über viele Generationen ist die Ausnahme. Hinzu kommt, dass zwei in Europa recht bekannte Reinzüchter völlig ausgefallen sind. Ich persönlich schätze die sauberen Harlekin-Reinzuchten auf 10% oder weniger der Doggenpopulation. Unter diesen Bedingungen fallen immer "Porzellantigern" Die bevorzugte Championzucht verstärkt diese Tendenz noch. Die Harlekin-Reinzuchten wurden und werden mehr oder weniger zugunsten hochdekorierter Farbmischlinge geopfert.
Am Ende eines solchen Prozesses kann eine geschlossene Zuchtbasis, mit Genen belastet werden, in der die Ausprägung der Fellfarbe des Harlekinfarbschlages, problematisch ist. Immer größere graue Flächen und große schwarze Platten können die Folge sein.

Hinweis zum Tierschutz

Es gibt Züchter, die ganz offen unter Angabe der Eltern, Farbmischlingszucht betreiben. Meistens werden schwarze Rüden aus dem blauen Farbschlag in den gefleckten Farbschlag eingekreuzt. Geht man einmal deren Würfe durch, so ist festzustellen, dass die Wurfgröße sehr stark differiert. Sehr kleine Würfe sind nicht selten.
Darüber hinaus ist trotz der weiten Verbreitung des blauen oder des gelben Farbgens in der Doggenpopulation in Würfen von Züchtern, die es eigentlich wissen müssten, kein einziger Porzellantiger zu finden. Bei der seit 25 Jahren steigenden Belastung der gesamten Population mit Farbmischlingen sind "keine" Porzellantiger meiner Meinung nach ausgeschlossen.
Hier besteht ein Klärungsbedarf. Eine jahrzehntelange, ausgeprägte Farbmischlingszucht ohne Porzellantiger gibt es nicht. Unsere Welpen können nichts dafür, wenn wenn sie mehrfarbig zu Welt kommen. Ob sie in dieser Farbgebung auf dem Welpenmarkt bestehen können ist eine andere Frage. Der Porzellantiger hat im Gegensatz zum Grautiger keine Lobby. Er ist nicht von der Natur vorgegeben, sondern das Ergebnis einer Championzucht mit der Brechstange.

G.Dießel

© Dez' 2015 Nachdruck und Übernahme, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.